Liebe Gemeinde, wir befinden uns mitten in der Passionszeit. Nur noch wenige Wochen bis Ostern – das wichtigste Fest der Christen*innenheit, das Fest der Auferstehung Christi. 

Und ich stelle immer wieder fest, wenn ich von Jesu Auferstehung spreche, gerate ich auch ins Stottern. Ich druckse herum, suche nach den richtigen Worten und helfe mir am Ende doch mit bekannten Sätzen aus: Jesus hat den Tod besiegt. Er ist auferstanden. 

Die vertrauten Sätze helfen mir, die österliche Zumutung überhaupt in Worte zu fassen. 

Ostern ist eine Zumutung für unseren Geist, und unseren Glauben. Ostern wird mir jedes Jahr neu zugemutet und ist eine Herausforderung. Ostern ist eben nicht nur Osterbrunch und Eiersuchen. Ostern ist nicht nur Sonntagsspaziergang und langes Wochenende. Ostern ist mehr. Ostern geht tiefer, ganz tief. Vom Dunkel, von der absoluten Finsternis – bis hin zu neuem Licht. Vom Tod zum Leben.

Ostern entzieht sich aller Logik. Und auch allen Worten. Nicht nur bei mir. Auch bei den Frauen am Grab, wie es im Markus Evangelium steht. Die Frauen am Grab, Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakobus und Salome waren starr vor Schock – sie fürchteten sich sehr und sprachen nicht. Ihnen fehlten die Worte. Sie waren sprachlos und in Schockstarre – nachdem ihnen eine Gestalt in einem weißen Gewand verkündigte: 

Interessant ist, dass das Markus-Evangelium mit den drei Frauen am Grab so ganz anders schließt als die anderen Evangelien. Es endet mit Furcht und Angst. Später im 2. Jahrhundert wurde das letzte Kapitel um weitere Verse ergänzt, damit es eben nicht mit Furcht und Angst endet, sondern österlicher. Mit Freude, Begeisterung, Mut und neuer Hoffnung.

Ich aber, ich finde mich gerade bei den Frauen im Markusevangelium wieder – es tröstet mich zu wissen, dass auch ihnen die Worte fehlten. Dass sie im ersten Moment nicht wussten, wie sie von dem gerade erlebten sprechen sollten. Dass sie es erst einmal niemandem sagten.

Der Ostergruß „Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden!“, ist ein christliches Axiom. Eben dieses Axiom kann sich niemand aus den Fingern saugen – man kann es nur nachsprechen. So heißt es bei Kurt Marti, Ein Axiom bezeichnet in der Logik eine Aussage, die aus keiner bisher anerkannten und bekannten Wahrheit ableitbar ist. Axiome bleiben von Zweifeln umlagert. Und sie leuchten entweder unmittelbar ein oder überhaupt nicht. Mir leuchtet es ein. Tief im Herzen. Aber die Worte, meine Worte kommen nicht hinterher. 

Die Frauen am Grab haben zwei Aufträge von der Gestalt im weißen Gewand bekommen: Gehen und weitersagen! Zwar endet das Evangelium von Markus ursprünglich mit Furcht, Starre und Bewegungslosigkeit – aber das Evangelium endet so nicht mit dir, nicht mit mir und nicht mit uns. Die Auferstehungsgeschichte will nicht zugeklappt werden nach dem letzten Satz, sondern sie schreibt sich weiter. Mit dir. Mit uns. Mit Gott. An Ostern.

Also lasst uns losgehen. Denn in der österlichen ZuMUTung steckt auch das Wort Mut. Lasst uns mutig losgehen. Wie im später hinzugefügten Nachtrag des Markus-Evangeliums es auch die Frauen tun. Unsere Worte müssen nicht immer perfekt sein. Der Versuch allein zählt. Und sonst helfen uns die wohlvertrauten, altbekannten, starken Glaubenssätze:

„Jesus Christus ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!“ 

Liebe Gemeinde, frohe Ostern!

Pfarrerin Maike Schöfer

Titelfoto: Foto von Aaron Burden auf Unsplash