Liebe Gemeinde, liebe Leserinnen und Leser,

Ich kann mich manchmal mit etwas Entsetzen daran erinnern, dass meine Mutter zu meiner Verhaltenskorrektur immer mit dem Satz drohte: „was sollen denn die Leute von mir (als Mutter) oder von uns (als Eltern) denken, wenn du so etwas anstellst“!? Das Fremdbild (ihr guter Ruf) war ihnen offenbar immer sehr wichtig. Auch in Vorstellungsrunden geht es immer wieder darum zu beschreiben, wer man ist. Name, Beruf, Alter und Familienstand sind häufig erfragt und natürlich, welche Motivation einen in die Runde treibt. Passt der- oder diejenige zu uns, kann er oder sie zum Gelingen beitragen oder ist nur zusätzlich Ärger und quälende Auseinandersetzung zu erwarten.

Das Selbstbild und das Fremdbild von einem sind da nicht immer ganz stimmig. Das denkst du nur, dass du so ein kluger, geistreicher und einfühlsamer Mensch bist! Wir haben dich anders erlebt als du dich darstellst. Jesus scheint sich auch nicht so sicher zu sein, wie er und als wen er wahrgenommen wird. Seine Jünger berichten ihm von dem Ruf bei den Menschen, er sei ein Wiedergänger früherer Propheten, nur Simon sagt: „du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn“. Dieses eindeutige Bekenntnis veranlasst Jesus, ihn mit dem Zusatznamen Petrus (Fels) zu versehen und ihn trotz seiner ‚Großmäuligkeit‘, seiner Feigheit und seines Verrats mit weitreichenden Vollmachten auszustatten.

Da frage ich mich schon, ob wir auch solche Zusatznamen wie z.B. adelnde Prädikate „Rat“, Edler“ oder „Hochwohlgeboren“ bei Gott erlangen können, von stigmatisierenden Spitznamen oder sozial tödlich wirkenden Zusatznamen wie für die Juden in der NS-Zeit ist ohnehin nicht zu reden. Wenn wir im Bekenntnis zu Christus aber Vollmacht übertragen bekommen, bedarf es schon der Eindeutigkeit der Quelle, die wir vertreten. Aus ihr schöpfen wir die Kraft und die Orientierung für unser Handeln und aus ihr resultiert die Beachtung resp. die Bewertung (er/sie ist ein Christ), und dass uns entgegengebrachte Vertrauen.

Offenbar hängt wie bei Petrus alles vom eindeutigen Bekenntnis zu Gott, der Quelle unseres Lebens, ab. Das macht stark und trotzt allem menschlichen Versagen, das ermöglicht Vollmacht trotz aller Unzulänglichkeit, das gestattet Respekt und Anerkennung trotz aller Enttäuschung, die auch mit unserem Leben verbunden sind. Wer bin ich? Einer auf dem Weg, aber wissend um das Ziel, einer mit vielen Schwächen, aber wissend um die Kraft der Vergebung und Hilfe, einer mit manchem Zweifel und Jammern, aber wissend um ermutigenden Zuspruch und Trost. Das macht froh! Dazu bedarf es keiner Orden und Ehrentitel. Es reicht, durch die Taufe Kind Gottes, Glied von Christi Schar zu sein. O happy day!

Und so mögen Sie Ihre Straße durch Urlaub und Ferien fröhlich und unversehrt ziehen, begeistert von dem, was wir von der Schöpfung Gottes noch übriggelassen haben. Und kommen Sie gesund wieder heim!

Ihr Winfried Loosch