Liebe Leserinnen und Leser, liebe Gemeindeglieder,

Kirchenräume, auch unsere Verklärungskirche geben Raum fürs Gebet. Kirchen arrangieren in gewisser Weise auch das Gebet: In Kirchenräumen bewegen wir uns anders als in unserer alltäglichen Umgebung. Wir sprechen dort anders, verhalten uns anders, werden ruhiger oder unruhiger – durch die Ruhe in diesen Räumen. Kirchenräume erbauen uns, wenn wir uns erbauen lassen. Sie bauen an unserer Innerlichkeit. Kirchenräume – auch heilige Räume – sind uns vertraut und zugleich fremd. Und nur in der Fremde kann ich mich selbst erkennen. Ein Stück von mir zurücktreten. Mein Zuhause, mein Wohnzimmer, das gleicht mir zu sehr. Aber der fremde Raum kann mich in meinem Alltag unterbrechen und mich an das Gebet erinnern (nach Fulbert Steffensky)..

Beten heißt: hören, hinhören, ruhig werden – hören, auf Gott, auf die Stimme verschwebenen Schweigens. Und beten heißt aber auch: gehört werden. Denn das Gebet setzt immer voraus, dass es gehört wird. Das Gott hört.

Beten – den Raum gibt mir Kirche. Unsere Kirche. Wenn uns die Worte fehlen. Dann spricht auch der Raum zu mir. Die Bilder. Die Malereien. Die Architektur. Der Kirchraum verwaltet auch unsere Gebete. Sie wahren unsere jahrhundertealten Gebete. Hier werden sie gebetet, gesprochen, gefüllt, gestottert und gesungen. Wo erklingen sie sonst noch, in dieser Verlässlichkeit, Fürsorge und Verantwortung? Kirchräume machen auch Ungehörtes laut. Geben Ungehörten eine Stimme. Hier erklingt auch Unerhörtes. Protestierendes. Hier erklingen Hoffnung, Glaube und Liebe.

Das unsere Verklärungskirche bewahrt wird – welch ein Segen!

Seit Jahrzehnten steht sie mitten im Ort. Hier fanden Menschen Trost, Orientierung für ihr Leben. Wer hier schon alles saß, in den Kirchenbänken, die uns noch immer tragen. Wer hier schon alles die Hände zum Gebet gefaltet hat. Was hier schon alles gefeiert wurde: die Liebe, das Leben, die Gemeinschaft, aber auch Abschied und Tod. Was hier schon geschehen ist, an diesem Ort. Das unsere Verklärungskirche hier heute noch steht, ist dem Einsatz vieler Menschen zu danken. Bis heute. Menschen, denen unsere Kirche wichtig ist, die hier groß geworden sind, fasziniert sind, besonderes erlebt haben, geprägt wurden.

Ehrenamtliche, Kirchenverbundene, Gemeindemitglieder, Pfarrer*innen, Nachbar*innen, unsere Geschwister aus der Partnergemeinde Dortmund, der Kirchenkreis, Landeskirche, Baumfirmen, Behörden, Menschen aus Politik, aus dem Kiez, Architekten, Restaurator*innen, die Liste aller Unterstützer*innen ist lang. Das beeindruckt mich. Macht uns als Gemeinde sehr dankbar.

Und das haben wir zum Kirchenfest gefeiert: unseren großen Dank! An alle Helfer*innen. Dank, dass wir den ersten Bauabschnitt meistern konnten. Dank, dass unsere Kirche hier stehen bleiben wird und dass sie weiterhin für Menschen ein Ort des Glaubens, der Gemeinschaft, des Gottesdienstes und des Gebetes sein darf. 

Unsere Kirche. Für manche nur ein Haus, gebaut aus Stein. Doch für uns und so viele, viel mehr: sie steht für Gott und unseren Glauben, für unsere Gemeinschaft, sie steht für unsere Hoffnungen und für die Momente, wo Frieden möglich ist – zwischen dir und mir und uns untereinander. Sie ist immer offen. Sie hält einen Platz für dich bereit.

Unsere Kirche erbaut uns – und wir bauen mit ihr an unserer Welt.

Unsere Kirche erbaut uns – und wir bauen an ihr.

Ihre Maike Schöfer