„Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete?“ Lukas 24,32
Die handgefertigte Holz-Krippe, die die ganze Advents- und Weihnachtszeit in unserer Kirche von so vielen Menschen bestaunt und betrachtet wurde, wurde im Februar wieder eingepackt. Und mit ihr wurden auch Weihnachtsbaum, Weihnachtsstern und die große Krippe im Kirchgarten abgebaut.
„Ist Baby-Jesus auch gegangen?“, wurde ich traurig von einem Kind gefragt. „Er wurde eingepackt und eingewickelt und liegt behütet in einem Karton auf dem Dachboden“, habe ich geantwortet. „Da wartet er, bis es wieder Weihnachten ist“.
In großen Schritten nähern wir uns dem Osterfest, unserem höchsten Festtag. Und doch ist Ostern für viele irgendwie sperrig, wesentlich schwerer zu verstehen und ja, auch schwerer zu ertragen. Ein junger Mann stirbt am Kreuz. Weihnachten hingegen hat diese warme Stimmung, vieles leuchtet und funkelt. Das mag vielleicht auch an den viele Krippen liegen, die die Weihnachtsbotschaft verkörpern, dadurch greifbar machen und auf den Punkt bringen: Gott wurde Mensch. Mitten unter uns.
Zur Ostergeschichte gehört aber auch die Geschichte der beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Am Ostertag laufen sie betrübt und traurig weg von den Geschehnissen der letzten Tage. Sie müssen den Tod Jesu, seinen Weggang erst einmal verarbeiten. Das, wofür sie, wofür ihre Herzen brannten, ist erloschen. Das mit Jesus, ist wohl aus und vorbei. Doch der auferstandene Jesus gesellt sich unerkannt zu ihnen, läuft mit ihnen nach Emmaus, hört ihnen zu und legt ihnen die Schrift aus. Am Tisch, als Jesus das Brot bricht, fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen. Der Wegbegleiter ist Jesus, der Auferstandene. Und auch wenn Jesus im selben Moment verschwindet, sagen sie zu sich: „Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?“ So steht es im Lukasevangelium, Kapitel 24, Vers 32. Jesus hat den Emmausjüngern die Schrift geöffnet und ihr Herz wieder in Brand gesetzt.
Ich erfahre manchmal, dass mir durch eine Geschichte, durch einen Satz, durch ein Wort ein Licht aufgeht, dass mein Herz brennt, dass ich in der Tiefe meines Herzens spüre: da hat Gott zu mir gesprochen. Und ich glaube, darum geht es in der Emmausgeschichte, dass Gott mit uns ist, auf uns zukommt, uns nicht alleine lässt, mit uns geht, uns zuhört, mit uns spricht und das Brot bricht. Und ja, auch unsere Herzen immer wieder neu entfacht, für den Glauben, die Liebe und die Hoffnung. Und für Jesus.
All das spüren und erahnen wir schon in der Weihnachtsgeschichte. Baby-Jesus wird vielleicht auch deswegen, nicht nur von dem Kind, nach dem Einpacken der Weihnachtskrippe gleich vermisst. Auch von mir. Nach dem Räumen der Weihnachtsdeko ist es dann plötzlich immer so leer, in der Wohnung und in der Kirche. Das wars wohl mit Weihnachten und mit Jesus.
Aber das stimmt nicht. Und genauso wenig stimmt meine Antwort, dass Jesus eingepackt irgendwo weit weg aufs nächste Weihnachtsfest wartet. Jesus ist mitten unter uns. Die Geschichte mit uns und Jesus geht weiter. Halten wir unseren Augen, Ohren und Herzen offen und lassen uns anstecken und unsere Herzen entfachen von der Frohen Botschaft, die wir uns an Ostern entgegenrufen: „Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden.“
Bei mir zieht in diesem Jahr noch eine „Osterkrippe“ ein. Ob der auferstandene Jesus dann auch so vermisst wird?
Mit diesen Worten wünsche ich uns eine gesegnete Passionszeit und dann ein frohes Osterfest
Pfarrerin Maike Schöfer