Als Kind war das Leben oftmals einfach. Wollte man etwas nicht sehen, hören oder sagen, hielt man sich die Augen zu und – war einfach nicht mehr da. Manches Mal wünsche ich mir diesen Kinderglauben zurück. Angesichts vieler – nicht nur globaler Probleme – einfach Augen schließen und alles ist gut. Bildhaften Ausdruck findet diese Vorstellung in den bekannten drei Affen, die sich jeweils Augen, Ohren und Mund zuhalten: nichts sehen – nichts hören – nichts sagen.

Doch wir wissen sehr genau, dass Wegsehen, Weghören und Schweigen keine Probleme lösen. Oftmals ist es uns gar nicht bewusst, dass wir durch unser Wegsehen, Weghören und Schweigen Menschen missachten und verletzen. Es ist Gedankenlosigkeit, und wir sind mal wieder zu sehr mit uns selbst beschäftigt. 

Es geht auch anders.

Neulich in der belebten Fußgängerzone direkt vor einer Bäckerei: Am Boden hockt ein recht junger Mann. Vor ihm steht ein leerer Plastikbecher. Er hofft auf etwas Geld. Eine Frau bleibt stehen, schaut den Mann an und fragt: „Kann ich etwas für Sie tun? Brauchen Sie etwas?“ Der Mann schaut auf und antwortet: „Ich habe Hunger.“ „Sie haben Hunger?“, erwidert die Frau. „Warten Sie! Da kann ich Ihnen helfen.“ Sagt es und betritt die Bäckerei. Heraus kommt sie mit einer gut gefüllten Brottüte und einem Getränk. Sie wünscht dem Mann „Guten Appetit!“ und geht weiter. Dies alles geschieht in einer solchen Selbstverständlichkeit und Würde, dass es mich beschämt, selbst nicht gehandelt zu haben.

Es sind im Alltag oftmals die kleinen Geschehnisse oder Situationen, in denen wir unserem Gegenüber Respekt und Wertschätzung entgegenbringen können. Statt wegzusehen und vorüberzugehen, einfach stehenbleiben, hinsehen, ansprechen und handeln. So einfach kann es sein, auch im Kleinen dazu beizutragen, dass der Tag für Mitmenschen heller und freundlicher wird.

Text: Rita Gröper, Quelle: Pfarrmagazin Sankt Lukas Düren
In: Pfarrbriefservice.de